Schloß Laurenburg

Schloss Lauren­burg

Kupferstich 1740
Die Geschichte des Laurenburger Schlosses liegt für uns im Dunkeln. Aus dem 14.Jahrhundert gibt es einige Urkunden, welche vom „Haus und Hof zu Laurenburg unter der Burg“ berichten, worin wir die ältesten Gebäudeteile oder zumindest die Vorgängergebäude des Schlosses vermuten können. Aus dem 18.Jahrhundert sind uns zwei Kupferstiche erhalten, auf welchen zwar der Grundriß des Schlosses mit dem heutigen übereinstimmt, ansonsten lediglich der linke Schloßflügel dem jetzigen ähnelt.

Das Schloß Laurenburg diente seit Anfang des 18.Jahrhunderts den Fürsten von Anhalt-Bernburg-Schaumburg-Hoym als Sommerresidenz. Diese waren im Erbgang (beginnend bei Graf Peter von Holzappel, genannt Melander, über seine Tochter Elisabeth Charlotte, verheiratet 1653 mit Adolph, Prinz von Nassau-Dillenburg und seiner Enkeltochter Elisabeth Charlotte, welche 1692 mit Leberecht, Fürst von Anhalt-Bernburg, vermählt war) Territorialherren der Grafschaft Holzappel mit Herrschaft Schaumburg geworden.
Infolge der Rheinbund-Akte kam es zur Mediatisierung des Territoriums (1806).

 Es gelangte nach dem Aussterben der oben genannten Anhalter Seitenlinie (1812) an den Erzherzog Joseph von Österreich und nach seinem Tod (1847) an seinen Sohn aus zweiter Ehe, Erzherzog Stephan von Österreich. Dieser überließ das Schloß seinen Dienern als Ruhestandswohnsitz.
1859 wurde das Schloß Laurenburg an die „Holzappler Silber- und Bleibergwerksgesellschaft AG“ verkauft. Nachdem das Schloß umgebaut war, wurde um 1860 die Grubenverwaltung von Holzappel aus dem heutigen „Herrenhaus zum Bären“ in das Schloß Laurenburg verlegt. Noch nach 1945 war das Schloß Laurenburg Verwaltungsgebäude der im Eigentum der „Stolberger Zink AG für Bergbau und Hüttenbetrieb“ befindlichen „Silber- und Bleibergwerksgesellschaft AG zu Holzappel“. Nach der Stillegung des Bergbaubetriebes um 1954 wurde mit kirchlicher Arbeit im Schloß begonnen.

Der damalige Heimleiter Graf stand unter Vertrag mit dem Evangelischen Hilfswerk in Hessen und Nassau. Die Aufgaben waren ab dem 01.08.1955 gegliedert in Tagungen für Mitarbeiter und Freizeiten verschiedener kirchlicher Einrichtungen und Gruppierungen im Bereich der EKHN (Evgl. Kirche in Hessen uns Nassau). In den Jahren von 1957 bis 1959 fanden im Schloß Laurenburg überwiegend Erholungsfreizeiten und Kuren kirchlicher Mitarbeiter aus der DDR statt, wobei die Partnerkirche der Evgl. Kirchenprovinz Sachsen dominierte. Auf diese Weise wurde so eine Vollbelegung erreicht, die überdies durch kontinuierliche Zuschüsse aus dem Hauptbüro des Hilfswerks in Stuttgart mitfinanziert wurde. Die Zahl der Personen, die – bedingt durch Paßschwierigkeiten innerhalb der DDR – einer Einladung ins Schloß nicht folgen konnten, nahm ständig zu. Dadurch entstandene Unterbelegungen wurden abgefangen durch Einladungen anderer Gruppen aus dem Kirchengebiet.
Ab 1959 war ein deutlicher Trend von Alten-Erholungskuren festzustellen, die vom Landesverband der Evang. Frauenhilfe Darmstadt veranstaltet wurden. Lediglich die Tatsache der zunehmenden Vollbelegung ließ den Wunsch nach einem evtl. Kauf des Schlosses von Seiten der Kirche wachwerden. Der Bevollmächtigte des Hilfswerk Nassau-Hessen, Pfarrer Rathgeber, drängte auf den Ankauf, nachdem zuvor eine unabhängige Firma den Wert auf mehr als 520.000 DM geschätzt hatte.
Laurenburger Schloß 1998

Der Mauerbau in Berlin, am 13.08.1961, führte zu Rückgängen im Besucherstrom aus der DDR. Es erhielten nur die sogenannten „Sonderfälle“ die Erlaubnis zur Ausreise. Dieser Einschnitt war auch in der Belegung des Hauses bis in die sechziger Jahre hinein deutlich spürbar. Erst durch die Lockerung des Reiseverbots für eine begrenzte Zahl von Einzelpersonen, ausschließlich ehemalige, im Ruhestand befindliche kirchliche Mitarbeiter aus der DDR, wurden wieder mehrwöchige Erholungskuren im Schloß ermöglicht.

In den Jahren ab 1962 waren die Veranstaltungen der Evangl. Frauenhilfe mit den Altenerholungskuren die wichtigste Einnahmequelle. Weil aber vor allem in den klimatisch angenehmen Monaten von April bis August ausreichend Besucherzahlen zu verzeichnen waren und die Wintermonate mit Fehlbelegungen einhergingen, lagen die Durchschnittsbelegungszahlen bei nur annähernd 50-60% im Jahr. Von 1973 bis 1975 wurde das Schloß wieder zum Verkauf angeboten. Unter anderem zeigten die „Griechisch-Orthodoxe Metropolie von Deutschland“, die hier ein „Geistliches Zentrum“ errichten wollte, die „Bibelschule Bergstraße in Seeheim“, das „Kollegium Augustinum München“ sowie die „Bruderschaft Gnadenthal“, Interesse am Schloß.

Am 18.06.1975 wurde das Schloß schließlich unter Zusicherung des Vorkaufsrechts für 30 Jahre an die „Heilerziehungs- und Pflegeheime Scheuern“ aus Nassau vermietet. Am 15.03.1976 zogen die ersten Bewohnerinnen und Bewohner aus den Heimen Scheuern in das Laurenburger Schloß ein. Der endgültige Kaufvertrag wurde im Jahre 1985 mit den Heimen Scheuern unterzeichnet. Durch zahlreiche Spenden aus der Bevölkerung, einem hohen Eigenkapitalanteil sowie Zuschüssen des Bundes und der Länder und Unterstützung durch das Diakonische Werk in Hessen und Nassau, konnte Schloß Laurenburg ab dem Jahre 1988 generalisiert werden. Heute befinden sich ständig 55 Menschen im Schloß Laurenburg, die sich verteilen auf 26 Doppelzimmer und 4 Einzelzimmer in zwei Etagen, wobei ein Einzelzimmer den sogenannten „Familienentlastenden Diensten“ vorbehalten ist. Eltern oder Angehörige. die zu Hause einen Menschen pflegen und sich einmal von diesen Mühen erholen wollen, können die zu Betreuenden im Schloß Laurenburg gastweise unterbringen lassen.

Völlig neu ist der Schloß-Anbau. der allen Bewohnern als Speiseraum, bzw. Mehrzweckraum dient. Hier finden ebenso gesellige wie auch geistliche Veranstaltungen statt. Ein Aufzug ermöglicht auch Menschen im Rollstuhl eine Teilnahme am Leben sowohl innerhalb als auch außerhalb des Heimes. Unterschiede in der Zimmerbelegung sind deshalb nicht mehr notwendig.

 Für die Aktivierung der Bewohner stehen im Erdgeschoß drei Therapieräume zur Verfügung. Es sind dies einmal eine kleine „Hobbyküche“ mit allem nötigen Zubehör, ein „Gesprächsraum“, in dem auch gebastelt und gesungen wird und ein „Gymnastikraum“, der unter der sach- und fachkundigen Anleitung einer Krankengymnastikerin dient. Ein gewachsenes und harmonisches Miteinander prägt heute den Alltag der Behinderten und Nichtbehinderten in Laurenburg.